Mit dem Flug nach Durban betreten wir nun für uns absolutes Neuland.
Hier waren wir noch nie und sind schon mächtig gespannt, was es alles zu entdecken gibt.
Die Übernahme des Leihwagens verlief problemlos, und wir machen uns auf den etwas mehr als 3stündigen Weg zur Montusi Mountain Lodge. Ein bisschen Sorgen macht uns der dichte Feierabendverkehr in Durban und die Tatsache, dass es kurz nach 18.00 Uhr dunkel ist. Die ungefähre Ankunftszeit in der Lodge ist laut Navi deutlich nach 18.30 Uhr... Und die Strecke zieht sich!
Immerhin, wir haben einen wunderschönen Sonnenuntergang über den Drakensbergen gesehen. Kaum ist die Sonne allerdings weg, verschwimmt alles im blauen Dunst, so dass wir echt keine Ahnung haben, in welcher Gegend wir gelandet sind. Wir werden uns morgen früh also überraschen lassen, welchen Ausblick wir von hier haben werden!
Jetzt allerdings wollen wir nur noch ins Bett! :o)
Nach dem Aufwachen finden wir uns in einer weitläufig angelegten Lodge in dieser wunderschönen Gegend wieder!
Die Drakensberge - die ersten Misionare haben in der Felsformation einen großen liegenden Drachen gesehen, an dem man nicht vorbeikommt und gaben den Bergen ihren Namen.
Bei den Zulu heißen die Berge uKhahlamba, was soviel heißt wie "Wall aus Speeren".
Eins haben beide Deutungen gemeinsam, man kommt nicht leicht drüber... :o)
Ohne es zu merken, haben wir uns gestern von der Küste auf über 1.300m über dem Meeresspiegel hochgearbeitet und befinden uns direkt gegenüber der berühmten Felsformation "Amphitheater". Das Gipfelplateau liegt auf 3.000m über Normal Null. Einfach spektakulär.
Die Lodge ist Ausgangspunkt vieler Wanderrouten und diverser Outdoor-Freizeitangebote, wie zum Beispiel Horseriding. Die meisten Wanderungen werden hier mit Guide angeboten, man kann aber auch alleine los. Eine Regel gibt es allerdings: An der Rezeption muss man sich eintragen, wann, mit wem und wohin man die Lodge verlässt, und man trägt sich erneut ein, wenn man sicher wieder angekommen ist.
Sollte man also verloren gehen, oder unterwegs in schlechtes Wetter geraten (das Wetter kann sich hier sehr schnell drastisch ändern!) , ist gewährleistet, dass auf der richtigen Route nach einem gesucht wird.
Wer hier wandern geht, braucht zwar keine alpine Kletterausrüstung, aber zumindest feste Wanderschuhe und warme Kleidung, auch wenn es am Ausgangspunkt noch knapp 30 Grad warm sein kann, Temperaturstürze und Schnee sind auch in den Sommermonaten nicht unwahrscheinlich.
Trotz bestem Wetter lassen wir es heute ruhig angehen, und schauen uns nur ein wenig rund um die Lodge um.
Den heutigen Sonnenuntergang können wir nun ganz entspannt von unserer Terrasse aus genießen, denn uns sitzt heute kein Stress mehr im Nacken. Die Ruhe und Friedlichkeit der Umgebung beginnt zu wirken und abzufärben...
Auf jeden Fall gehen wir heute früh schlafen, denn füe morgen haben wir uns für eine Guided Tour eingetragen, und die beginnt bereits um 8:30 Uhr.
Wir sind freuen uns schon und sind gespannt, was uns erwartet!
Gemeinsam mit unserem Guide Victor machen wir uns nach dem Frühstück auf zur Bushman's Cave.
Die "Buschmänner" oder San, wie diese Ethnie auch genannt wird, lebten schon seit mehr als 20.000 Jahren im südlichen Afrika und waren als Jäger und Sammler nur mit Pfeil und Bogen unterwegs.
Zahlreiche Höhlenmalereien von Jagsszenen, Beutetieren, Festivitäten und Ritualen zeugen auch heute noch davon und sind in Höhlen und Nischen der Drakensberge zu finden.
Mit der Einwanderung der viehzüchtenden Nguni-Stämme, zu denen auch die heute hier heimischen Zulus gehören, wurden die Buschmänner aber immer weiter in die eher unwirtlichen Gegenden verdrängt.
Als dann Mitte des 17. Jahrhunderts die ersten hollendischen Siedler und Missionare kamen, und für die Farmen immer mehr Land beanspruchten, wurden die San immer weiter vertrieben oder gar versklavt.
Laut unserem Guide hat der letzte San die Gegend um Montusi Anfang des 20. Jahrhunderts verlassen.
Dies und noch viel mehr interessante Details erfahren wir von Victor, während einer kleinen Teepause.
Alles in Allem hat der Walk ungefähr 2,5 Stunden gedauert, und war nicht allzu schwierig zu bewältigen.
Nach einer kurzen Pause überlegen wir, was wir mit dem Rest des Tages anfangen wollen.
Peter hat noch nicht genug vom Wandern und beschließt, auf eigene Faust den Hausberg zu besteigen, während Dorit sich einen entspannten Tag macht und mit einer Erkältung kämpft, die sie dringend wieder loswerden muss!!! Es gibt noch so viel zu sehen und zu erleben, da stört die "Rüsselpest" nur - deshalb immer hübsch warm anziehen, auch wenn die Sonne noch so verlockend scheint. Der Wind und die stark fallenden Temperaturen nach Sonnenuntergang sind nicht zu unterschätzen, da erwischt es einen leicht.
Zum Glück gibt es im Shop der Lodge ein Pülverchen (ähnlich Aspirin Complex), welches man gegen die schlimmsten Erkältungssymptome nehmen kann, und dann geht es weiter! :o)
Hier jetzt noch ein paar Eindrücke vom Nachmittag:
Gerade eben hatten wir in unserem Wohnzimmer noch einen Überraschungsgast!
Unter dem Grasdach kam eine kleine Fledermaus hervorgekrabbelt, hat sich 2-3 Fliegen aus dem Zimmer geschnappt, und hat Selbiges auf dem gleichen Weg wieder verlassen.
Wir haben nicht schlecht gestaunt, denn wer rechnet denn mit SOWAS?
Schade, dass wir dem Fledertierchen so schnell nicht mit der Kamera beikommen konnten.
Von uns aus kann sie gerne wiederkommen, denn so langsam beginnt hier die Zeit der Mücken. Gegen einen solchen lautlosen Jäger im Haus ist nix einzuwenden! :o)
Jetzt gibt es aber erstmal Abendessen und dann geht es früh ins Bett. Morgen wird ein langer Tag, zumindest für einen von uns!
Um halb sechs in der Frühe klingelte der Wecker, und während sich Dorit noch einmal im Bett umdrehen und weiterschlafen konnte, hieß es für Peter "Raus aus den Federn" - der Guide wartet nicht!
Noch schnell ein leichtes Frühstück, und dann ging es mit dem Auto zum Treffpunkt. Von dort aus ging es erstaunlicherweise mit einem Kleinbus weiter, obwohl es in den Reiseführern immer heißt, dass der Weg nach dem Gate nur noch mit einem 4x4 zu schaffen sei... Alle Gäste hatten Sorge, dass der Buss diese Tortur nicht übersteht, und haben sich schon mit Achsbruch am Straßenrand stehen sehen. :o) Nach ca. 2 Stunden war der Zielparkplatz auf ungefähr 2.000m über NN erreicht, und eine Wanderung von 14km Länge und 1.200 Höhenmetern begann...
Es geht direkt stetig bergauf. Zunächst noch über gepflasterte Wege, die sich in Serpentinen die Berge hochschrauben, später dann nur noch über Schotterpisten und immer an der Felskante entlang und ziemlich steil.
Nach ca. eineinhalb Stunden gelangt man dann an einen Punkt, wo man eine Entscheidung treffen muss:
Variante 1: auf einer Wegstrecke von ca.500m über Geröll und Schotter einen Höhenunterschied von fast 200m überwinden, oder
Variante 2: dem Weg weiter folgen und dann 2 Kettenleitern erklimmen. Die Erste ist ungefähr 25m und die Zweite dann noch mal 15m lang.
Egal für was man sich entscheidet, es ist beides superanstrengend.
Der Guide hat entschieden, dass wir bergaufwärts über das Geröllfeld klettern und dann auf dem Rückweg den Abstieg über die Kettenleitern nehmen - ungesichert natürlich!
Nix für Menschen mit Höhenangst oder angeschlagener Kondition!
Aber die Aussicht entschädigt für alle Strapazen!
Erledigt, aber total glücklich kam Peter nach ungefähr 9 Stunden wieder zurück.
Dorit hatte sich ja leider eine dicke Erkältung eingefangen, und musste diese Bergtour leider ausfallen lassen. Nach einem leckeren Frühstück hat sie die Zeit genutzt, um sich mal so richtig auszuschlafen. Und am Nachmittag gab es dann im lodgeeigenen "Spa-Bereich" eine richtig gute, und mit umgerechnet knapp 15 Euro eine unglaublich günstige Ganzkörpermassage.
Wellnessfan erwarten unter einem Spa sicher etwas Anderes, vielmehr handelt es sich um eine physiotherapeutische Anwendung, aber das macht es nicht weniger gut, und ist nach einem Wandertag wie diesem sich eine prima Idee, um dem Muskelkater vorzubeugen.
Leider hat Peter nicht mehr die Chance, in den Genuss einer solchen Anwendung zu kommen, denn es heißt schon wieder Kofferpacken und "Auf Wiedersehen!" sagen. Die 4 Tage in den Drakensbergen gingen viel zu schnell vorbei - aber unsere Reise ist noch nicht zuende, das nächste Ziel wartet auf uns... Der Flughafen in Durban... :o) Unser Flug geht kurz nach 9 Uhr und wir fahren mind. 3 Stunden zurück zum Flughafen. Entsprechend früh klingelt unser Wecker!
Nach ein wenig Verwirrung und Hektik am Flughafen bezüglich nicht vorhandener Tankstelle für den Leihwagen, stornierter Flüge und Umbuchungen auf eine andere Airline sind wir sogar eine Stunde früher als erwartet im Kapama Southern Camp angekommen.
Nicht weit weg vom Mini-Flughafen Hoedspruit entfernt, werden wir gleich standesgemäß von diesen beiden Giraffen begrüßt!
Das Kapama Private Game Reserve ist ein an den Krüger National Park angrenzendes privates Schutzgebiet, und bietet die Möglichkeit (jedoch nicht garantiert, weil Natur nicht planbar ist!), dass man die Big Five auch sehen kann.
Angekommen im Camp erwartet uns wieder ein unglaublich tolles Ambiente.
Eingebettet in eine typische Busch-Savanne verteilen sich die Suiten und die öffentlichen Räume. Mitten durch das Camp wandern Nyalas und schauen auch durchaus in die Zimmer rein. So goldig!
Wir bekommen ein kurzes Briefing, und dann geht es gleich mit 4 anderen Neuankömmlingen und unserem Guide Philip und dem Spotter Adolf auf den ersten Gamedrive...
Nach den ersten Eindrücken freuen wir uns schon auf das, was noch alles kommen wird.
Als nächstes folgt erstmal ein richtig gutes Abendessen unter freiem Himmel.
Immer dann, wenn es das Wetter zulässt, wird das Dinner draußen am Feuer serviert.
Die Tische werden nach den Namen der Guides sortiert, denn der bleibt die große Konstante in der Gruppe.
Unsere Multi-Kultitruppe setzt sich zusammen aus einem britischen Paar, einem Honeymoon-Pärchen aus Brazilien und wir zwei. Wir haben sowohl mit unserer Gruppe als auch unseren Guides sehr angenehme und sympathische Zeitgenossen erwischt.
Die nächsten 3 Tage gehen wir zusammen auf die Pirsch - jetzt aber erstmal zügig schlafen, denn die Guides sind unbarmherzig und wecken uns pünktlich um 5.00 Uhr morgens! Dann trifft man sich zum schnellen Morning-Kaffee und dann beginnt der Early Morning Gamedrive...
Wir sind noch total geflashed von unseren den Hyänen und den satten/faulen Löwen.
So toll!
Wir beschließen, trotz 40°C und heißem Wind nach dem späten Frühstück das Angebot des Camps anzunehmen und mit 2 Guides auf einen Bushwalk zu gehen.
Wir werden gleich gewarnt, dass es nicht um Tierbeobachtungen geht. Wenn wir auf Tiere stoßen, dann eher auf die kleinen, die man vom Landrover aus eher nicht sieht.
Vielmehr geht es um Hintergrundwissen, Spurenlesen und die Bedeutung welche jedes Lebewesen im Ökosystem Buschsavanne hat.
Wir erfahren auch, warum bestimmte, offensichtlich tote Bäume "Dead Dog Trees" genannt werden, was das mit Elefanten zu tun hat, und wie man die Hinterlassenschaften der grauen Riesen von denen
eines Nashorns unterscheiden kann.
Die Herausforderung des Tages:
Impala-Kacke - Weitspucken!!!
Ja, ihr lest richtig! :o)
Die Hinterlassenschaften der Impala Antilope ist so gut verwertet, dass es reine Graspellets sind. Knochenhart durchgetrocknet haben sie die Konsistenz von Kirschkernen.
Bei den Teilnehmern des Bushwalks herrscht blankes Entsetzen angesichts der ernstgemeinten Herausforderung der beiden Ranger. Die Beiden machen es vor, und es traut sich nur eine Person, es den
beiden Herren nachzumachen - ratet mal wer... ?! ;o)
Die Ranger gewinnen zwar Dank der jahrelangen Praxis, aber wer kann schon behaupten, bei sowas mitgemacht zu haben??? Coole Sache...
Nach dem etwa einstündigen Walk durch die Savanne brauchen wir vor allem erstmal viel Flüssigkeit in Form von Wasser und Cola.
Hunger haben wir eigentlich gar nicht so arg, aber es riecht so lecker... Also wird auch am Mittagsbuffet wieder zugeschlagen.
Den Rest des Nachmittags haben wir zum Ausruhen für uns, bis wir uns um vier wieder mit dem Guide zur Tea-Time treffen und uns eine halbe Stunde später auf den Weg machen zum Afternoon Game
Drive.
Und wieder geht ein Safaritag zuende. Unser Guide ist nicht ganz zufrieden, weil Kollegen einen Leoparden aufgespürt hatten, dieser dann aber wieder verloren ging. Dabei hat er sich solche Mühe gegeben, uns diese Sichtung auch noch zu ermöglichen.
Wir sind aber nicht arg traurig, wissen wir doch, wie schwer es ist, Leoparden in freier Wildbahn überhaupt zu entdecken. Zufrieden mit der Fotoausbeute von heute und mit einem dicken Grinsen ob der Hyänen im Gesicht, lassen wir den Abend wieder bei einem grandiosen Dinner in der "Boma" ausklingen.
Der nächste Morgen begrüßt uns mit Sonnenschein, und verspricht, genauso warm zu werden.
Pünktlich um 6.00 Uhr verlassen wir das Camp, und schauen mal, was uns heute so vor die Linse kommt...
Nach den Sichtungen von Elefanten, Löwen und Rhinos ging die Suche nach dem nächsten Tier auf der Liste der am schwierigsten zu jagenden Tiere (The Big Five) weiter, aber es gestaltet sich schwierig.
Leoparden am Tage zu sichten, ist schon fast ein Ding der Unmöglichkeit, und die Büffel sind nirgends aufzutreiben. Aber wir haben ja noch ein paar Versuche! :o)
Deshalb brechen wir die Morgen-Safari ab, und machen uns auf den Weg zum Frühstück...
Und wenn man schon nicht mehr dran geglaubt hat, stehen die Büffel direkt vor der Haustür wie auf dem Präsentierteller... Klasse!
In der Mittagsruhe strolchen wir mit der Kamera noch ein bisschen über das Campgelände und halten ein paar besonders schöne Details fest.
Eine letzte Chance auf eine Abendsafari haben wir noch, und natürlich hoffen wir auf das kleine Wunder, einen Leoparden zu Gesicht zu bekommen...
Und dann ist das Wunder plötzlich da! Unser Guide bittet uns noch, die Kamera bereitzuhalten und dann trauen wir unseren Augen nicht!!!
Wie genial bitte ist das denn?
Ist das gerade wirklich direkt vor unseren Augen passiert, oder haben wir uns das nur eingebildet? Wie wahrscheinlich ist es denn, dass man nicht nur einen, sondern gleich 2 Leoparden sieht, und dann auch noch in dieser Situation... Einfach nur Gänsehaut!!! Ich glaube, das Grinsen kriegen wir gar nicht mehr aus dem Gesicht!
Erst viel später realisieren wir, dass wir es tatsächlich geschafft haben, die BIG FIVE vor der Kameralinse gehabt zu haben. WOW!
Total zufrieden und mega happy fallen wir uns Bett!
Und schon wieder heißt es Abschied nehmen. Unsere Reise geht jetzt weiter nach Ostafrika. Die Koffer sind schon gepackt, wir genießen aber einen letzten Morning Gamedrive mit Philip und Adolf... Philip geht es schon ein wenig gegen seine Ehre, dass es ihm nicht gelungen war, uns bei einer Safari die Büffel zu zeigen, also machen wir uns auf die Suche...
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