Ruanda und Uganda

Zu Besuch bei den Gorillas

Der letzte Teil unserer Reise führt uns von Süd- nach Ostafrika.


Über Johannesburg geht es für uns zunächst weiter nach Nairobi. Dort angekommen, mussten wir feststellen, dass es unser Gepäck leider nicht mit in den gleichen Flieger geschafft hat.Die nette Dame am Check-in-Schalter in Hoedspruit war ein wenig zu optimistisch, als sie uns zugesichert hat, dass das Gepäck direkt nach Nairobi durchgecheckt wird...

 

Da wir bereits am Folgetag morgens einen frühen Flug nach Rwanda hatten, blieb uns nichts weiter übrig, als am Flughafen eine Verlusterklärung abzugeben, und nach einer sehr kurzen Nacht, die Reise nach Kigali mit leichtem Gepäck anzutreten.

 

Wir hoffen ja immer noch, dass uns unsere Koffer einen Tag später dort einholen werden, denn einen Tag werden wir in Kigali bleiben, bevor wir uns auf den Weg nach Uganda machen.


Wir nutzen die Zeit, um vorsorglich schon mal das Allernötigste zu kaufen, damit wir gewappnet sind, sollten es die Koffer nicht rechtzeitig zu uns schaffen. Die Dame an der Rezeption des Mille Collines ist jedenfalls sehr hilfsbereit und auch unser Fahrer Martin, mit dem wir die nächste Zeit unterwegs sein werden, ist ziemlich entspannt, und fährt uns, wohin wir wollen.


Nachdem das Shopping erledigt ist (hier muss man hartnäckig handeln, wenn man nicht für 4 Drogerieartikel 25 Euro zahlen möchte!!!), kann das Sightseeing beginnen, und Martin fährt mit uns zum Genozid-Memorial, welches an die grausamen Folgen der Konflikte zwischen Tutsi und Hutu erinnern soll. Keine ganz einfache Kost, aber es gehört zum Pflichtprogramm in Kigali einfach dazu.

 

Zurück im Hotel erfahren wir, dass unsere Koffer wohl noch am Abend mit einer Maschine Kigali erreichen werden. Das stimmt uns fröhlich und wir gehen dann schon ein wenig zuversichtlicher zum Abendessen. Dieses wird uns dann in einer ziemlich rustikalen Atmosphäre im Poolbereich serviert. Rechts und links laufen große Fernsehbildschirme, hinter uns findet der Soundcheck des Abendprogrammes statt, und neben uns am Nebentisch werden geschäftliche Verhandlungen geführt, aber gekocht wird spitze! Das Essen schmeckt sehr gut!

 

Die Zimmer und auch das Hotel an sich versprühen einen 70er-Jahre-Charme. Irgendwie scheint die Zeit hier stehen geblieben zu sein. Aber es ist sehr sauber und bequem.

Den Ruf, das beste Haus am Platze zu sein, können wir so nicht bestätigen, denn das Frühstück enttäuscht uns schon sehr - schmutziges Geschirr, eine sehr übersichtliche Auswahl am Buffet und ziemlich gelangweilte und unaufmerksame Kellner. Der einzige Lichtblick hier war die Eier-Station. Die hier arbeitetenden Mitarbeiter hatten sichtlich Spaß an der Zubereitung der Omletts etc. Dementsprechend wurde dann auch das Ergebnis präsentiert, und geschmeckt hat es sehr gut!

 

Unsere Hoffnungen bezüglich der verlorenen Koffer wurden jäh zerschlagen, als es plötzlich hieß, die sind noch gar nicht in Kigali angekommen. Eine bald landende Maschine solle sie dabei haben... Jetzt musste eine Entscheidung gefällt werden. Entweder zum Flughafen fahren und hoffen, dass es stimmt, oder aber mit leichtem Gepäck weiterreisen.

 

Da uns jetzt eine ca. 8-stündige Fahrt nach Uganda bevorsteht, haben wir beschlossen, dass wir wegen eines "Vielleichts" keine unnötige Zeit am Flughafen vergeuden wollen und machen uns direkt auf den Weg nach Uganda.

 

Kaum haben wir die Grenze von Uganda überschritten, dauert es nicht lange, und wir verlassen die gut ausgebaute Hauptstraße. Jetzt verstehen wir auch, warum uns unser Fahrer mit einem großen Landrover abgeholt hat. Ohne 4x4 geht hier gar nix mehr!


Wir bewundern Martins Fahrkünste und kommen nach gut 7 Stunden ordentlich durchgeschüttelt in der Engagi Lodge an und werden auf's herzlichste begrüßt.


Auf uns wartet ein liebevoll gestalteter Bungalow mit einem spektakulären Ausblick auf den Regenwald, eine einmalige Geräuschkulisse und später dann ein sehr gutes 4-Gänge-Abendessen.

 

Wir freuen uns jetzt nur noch auf eine Dusche und fallen müde ins Bett.
Damit Dorit ihren hartnäckigen Husten los wird, wird ihr noch ein sehr leckerer Tee mit Ingwer und Honig "verordnet". Die Begeisterung ist ihr anzusehen, aber solange es hilft... :o)


Morgen ist die Nacht wieder ziemlich früh zuende, denn wir werden um 7.30 Uhr abgeholt.
Eine Stunde vorher werden wir mit Kaffee und Tee geweckt, dann gibt es das am Vortag bestellte Frühstück, und dann geht es endlich los...

 

Wir machen uns auf den Weg zu den Gorillas im Bwindi Nationalpark.

Bwindi bedeutet in der Sprache der Runyakitara soviel wie undurchdringlich. Dieser Regenwald, in dem die Hälfte der Weltpopulation der vom Aussterben stark bedrohten Berggorillas lebt, ist mittlerweile ein Unesco Weltnaturerbe, und es wird alles dafür getan, dass die Gorillas hier ganz natürlich und in Ruhe leben und sich vermehren können.

 

Erste Familienspaltungen sind ein gutes Zeichen dafür, dass die Population wächst und sich neue Familien bilden.

 

Besucher werden auch nur in sehr begrenzter Anzahl und für maximal eine Stunde täglich zu den Gorillas gelassen. Das soll sie vor zu viel Stress und menschlicher Nähe schützen. Die Permits sind im Vorfeld zu buchen/zahlen, und waren mit 650 USD pro Person und Stunde mit den Gorillas nicht ganz günstig. Aber da dieses Geld dem Schutz der sanften Riesen und dem Erhalt des Naturschutzgebietes dient, haben wir es gern bezahlt!

 

Wer die Gorillas besuchen möchte, sollte aber schon Kondition und vor allem festes Schuhwerk, Regenjacke und lange Wanderkleidung mitbringen. Die Kameraausrüstung, das Lunchpaket und der Wasservorrat wird einem von einem Porter abgenommen. Diese Serviceleistung sichert nicht nur Arbeitsplätze in der Community, er wird auch wärmstens empfohlen. Je nach dem, wohin sich die Gorillas zurückgezogen haben (nicht vergessen, die leben hier nicht in einem eingezäunten Gebiet, sie sind frei und verhalten sich ganz natürlich!!!), kann eine Wanderung bereits nach 20 Minuten mit einer Sichtung belohnt werden, im schlimmsten Fall wandert man bis zu 7 Stunden durch den Regenwald - ohne gebahnte Wege und Pfade. Dabei sind durchaus zahlreiche Höhenmeter zu überwinden (zwischen 1.160 und 2.607 Meter über NN).

Der Park liegt am östlichen Arm des Great Rift Valleys und nur 25 km nördlich der Virungaberge an der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo.

 

Aber genug geschwatzt, Ihr wartet sicher auf die Bilder... :o)

Nur noch soviel: Wer gesundheitlich oder konditionell nicht ganz auf der Höhe ist, sollte ehrlich mit den Rangern sprechen. Die stehen in engem Kontakt mit den Trackern, die wiederum genau wissen, wo die Gorillas sind. Somit kann dann die Entscheidung getroffen werden, welche Gruppe am einfachsten zu erreichen ist.

 

Selbiges haben wir getan, denn Dorit wird noch immer von starkem Husten und Luftknappheit geplagt. Die Entscheidung fiel dann auf die Rushegura-Familie. Das ist ein noch ziemlich junger Silberrücken, mit einer insgesamt 16köpfigen Familie... Wir sind gespannt.

Nach ca. 20 Minuten Fussmarsch, einem kurzen Briefing hinsichtlich Sicherheitsabstand, Verhalten gegenüber den Gorillas und Signalen, die ggf. durch die Ranger gegeben werden, dürfen wir endlich auf die Gruppe treffen.

 

 

Wir sind absolut fasziniert! Es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl, wenn man mitten in der Familie der Gorillas sitzt, und von denen mindestens genauso aufmerksam und neugierig begutachtet wird, wie andersherum auch.

 

Der Silberrücken läßt uns ganz deutlich spüren, dass er uns ganz genau im Blick hat. Gleichzeitig vertraut er uns und den Rangern aber so sehr, dass wir ganz nah an seine 4 Babies dürfen. Unglaublich!!! Wir haben Gänsehaut!!!

 

Die Zeit bei den Gorillas ist aber sehr schnell wieder vorbei, und ehe man es sich versieht, kommt das Kommando zum Aufbruch. Wir wandern auf dem gleichen Weg wieder zurück, und treffen bereits nach kurzer Zeit wieder auf unsere Porter.

 

Von dort aus geht es zügig wieder zurück zum Ausgangspunkt unserer Wanderung.

Am Ende gibt es für jeden von uns noch ein ganz offizielles Zertifikat von der Nationalparkverwaltung, dass wir die Wanderung und den Besuch bei der Rushegura-Familie mit Erfolg absoliviert haben.

 

 

Immer noch total beeindruckt und mit Gänsehaut auf den Armen fahren wir zurück zur Lodge, wo wir dann erst mal unser Lunchpaket verzehren und dann natürlich gleich die Fotos sichten müssen.

 

Wir können es irgendwie noch immer nicht glauben, dass wir sooooo nahe an den Gorillas dran waren. Die Zeit war nur so verflogen...

 

Halb hoffen wir, dass uns die Gorillas noch in der Lodge besuchen kommen, denn so weit weg waren sie heute gar nicht... Und wie wir vom Lodgemanager erfahren, kommt es gar nicht so selten vor, dass sie auch genau das tun... Aber wir hatten kein Glück. Also bleiben uns nur unsere Bilder und die Gewissheit, dass wir morgen noch einmal die Chance auf eine Stunde mit den sanften Vegetariern haben werden. Allerdings werden wir uns morgen aufteilen. Dorit wird wieder mit den Rangern sprechen, welche Gruppe am leichtesten zu erreichen ist, Peter wird dagegen eine etwas weiter entfernte Gruppe besuchen gehen.

 

Jetzt gibt es erst einmal wieder ein sehr gutes 4-Gänge-Menü und dann gehen wir zeitig schlafen. Der Weckdienst mit Kaffee und Tee ist unerbittlich und pünktlich! :o)

 

Wie gestern beschlossen, geht Peter heute mit einer Gruppe polnischer und amerikanischer Touristen die Mubare-Familie besuchen.

Mit dem Auto ging es ins Dorf und dann von dort zu Fuß ca. eineinhalb Stunden bergan (ca. 300 Höhenmeter) bis zu den Gorillas.

 

Die Ranger achten hier sehr darauf, dass der Sicherheitsabstand zu den Gorillas eingehalten wird, wenn die Kameras mal wieder zu enthusiastisch immer näher an die Affen herangeschoben werden. Und auch heute war konsequent nach einer Stunde Schluss. Viel länger wäre es aber wohl auch nicht gut gegangen, denn dem Silberrücken war deutlich anzumerken, dass er eigentlich so gar keine Lust auf Besuch hatte... Hier jetzt mal ein paar Schnappschüsse von Peter:

 

Dorit war heute wieder bei der Rushegura-Familie zu Besuch.

 

Diese hatte sich ein wenig mehr ins Hinterland zurückgezogen, so dass auch sie gut 45 min über Stock und Wurzel und Matsch krabbeln musste, bevor sie in Kontakt mit der Gruppe kam.

 

Die Familie war heute ein wenig aktiver als gestern, und die Kleinen tobten durch den Dschungel vom Allerfeinsten. Wie kleine Kinder eben. Und wie bei uns Menschen sind es meist die Allerkleinsten, die einen Streit vom Zaun brechen, indem sie an die größeren Kinder dranstänkern. Herrlich!

 

Der Silberrücken musste uns auch einmal sehr eindrücklich zeigen, wer hier das Sagen hat. Wir sind seinem bevorzugten Futter einfach zu nahe gekommen. Da war dann ein geordneter Rückzug angesagt. Es ist schon ziemlich beängstigend, wenn 210 kg Lebendgewicht plötzlich aus dem Nichts angeschossen kommt, und brüllt, dass die Äste wackeln. Auch wenn das Vegetarier sind, anlegen möchte ich mich mit so einem Kraftpaket nicht.

 

Was wir bei dieser Attacke gar nicht gemerkt haben, ein Weibchen hat sich von hinten angeschlichen und unsere Gruppe umrundet. Plötzlich hieß es, "Don't move!" und Madame stieg uns auf die Füße.. Sie wußte wohl nicht, was Sicherheitsabstand bedeutet... :o)

 

 

Der Wahnsinn!!!

 

Wieder geht die Stunde viel zu schnell vorbei, und wir müssen uns von den Gorillas verabschieden. Eine wirklich einmalige Erfahrung!

 

Auch von den Rangern, den Portern und den Trackern verabschieden wir uns mit einem großzügigen Trinkgeld. Die haben uns sehr viel Wissenswertes über Flora und Fauna nähergebracht, uns über die eine oder andere Klippe oder Wurzel hinweggeholfen und das Wandern sehr leicht gemacht! Danke an dieser Stelle an Omax, Jobb und Emmi. :o)

 

Wer ähnliches vor hat, der sollte nicht lange warten, denn die Preise für die Permits steigen sehr schnell und rapide. Wir können es nur wärmstens empfehlen!

 

Jetzt werden wir ein allerletztes Mal mit einem richtig guten Abendessen verwöhnt.

Da die anderen Gäste heute morgen bereits abgereist sind, sind wir sogar die Einzigen und genießen einen vollkommenen Rundumservice. Ein letztes Mal gibt es den "Magic Tea" gegen Erkältung... Wir lassen den Abend gemütlich ausklingen, denn mit dem Packen sind wir ja schnell fertig... :o)

 

Die letzte Reise-Etappe steht vor der Tür. Es geht zurück nach Kigali. Von dort aus geht der Flieger über Amsterdam zurück nach Stuttgart.

 

Und wir sind total glücklich, dass unsere Koffer unversehrt am Flughafen auf uns warten. Noch ein bisschen Papierkram, und wir können unsere "Schätzchen" in Empfang und geben sie dann gleich wieder auf und checken ein.

 

Jetzt noch ein bisschen Zeit am Flughafen totschlagen und dann ist ein absolut traumhafter Urlaub zuende...

 

Angekommen in Stuttgart stehen wir dann am Koffer-Karusell und müssen feststellen, dass unsere Koffer schon wieder weg sind.

 

Wir wissen nicht, ob wir belustigt oder genervt sein sollen. Irgendwie ein wenig von Beidem... Jedenfalls gehen wir mal wieder zum Serviceschalter und geben eine Verlustmeldung ab.

 

Wir versuchen, es positiv zu sehen, denn KLM wird uns die Koffer nach Hause bringen, und wir müssen sie jetzt schon nicht auf der anstehenden Zugfahrt Richtung Heimat mitschleppen.

 

Keine 48 Stunden später hat der Zusteller die Koffer gebracht, und so konnte auch das Dankeschön an den "Weltbesten Haus- und Katzensitter" noch persönlich überreicht werden! :o)

 


Unser Fazit:

 

Es war ein absolut genialer Urlaub! Wir haben so viel gesehen und erlebt...

 

Hier noch ein paar Tipps:

 

Wer nicht immer nur unter Touristen sein will, sondern das ursprüngliche und echte Leben kennenlernen will, braucht keine Scheu haben. Einfach die Leute auf der Straße oder die Mitarbeiter im Hotel nach Tipps fragen. Die freuen sich und sind stolz, wenn Sie ein Lokal, eine Attraktion oder eine Aktivität empfehlen können.

 

Wir haben nur sehr offenherzige und freundliche Menschen kennengelernt. Und auch wenn man sehr viel Armut sieht, die Menschen sind trotzdem nicht aufdringlich oder in sonst einer Art und Weise bedrohlich.

 

Es hat sich auch bewährt, eine lokale Prepaidkarte für ein Reisetelefon zu besorgen.

Da die meisten Hotels mit WiFi ausgestattet sind, und wir auch in der Lage sind einen Stadtplan zu lesen, haben wir auf ein Datenpaket gut verzichten können.

Wer sich lieber auf das Handy verlassen möchte, findet aber auch eine günstige Variante für Datenpakete...

 

Die Vorbereitung auf unseren Selbstfahr-Part in Südafrika haben wir wieder mit Google Maps gemacht. Die Anhaltspunkte für Wegstrecken und Wegzeiten waren absolut hilfreich. Das hat es uns leicht gemacht, rechts und links der Route entsprechend Aktivitäten zu planen.

Bitte plant großzügig Zeit für Fotostops ein, denn die sind definitiv nötig... :o)

 

Wer Extratouren und Adventure-Aktivitäten plant, wie z.B. die Zipline bei Cape Canopy Tour oder die Tour durch Addo/Schotia sollte diese weit im Voraus bereits buchen, weil die spontan meistens ausgebucht sind.

 

Eine dünne Schnur, die Kreditkarte und JEDE MENGE HUMOR gehört ins Handgepäck. Sollte der Koffer mal nicht mitkommen, dann kann man sich eine 2. Garnitur Klamotten als Souvenirs kaufen, die getragenen Klamotten abends rauswaschen und kann dann auch mehrere Tage ohne das Gepäck und üble Gerüche auskommen! Hakuna matata!!! :o)

 

Wer noch mehr wissen will, kann uns über das Kontaktformular gerne löchern!

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Kommentare: 1
  • #1

    Julia (Mittwoch, 14 November 2018 18:28)

    Tolle Bilder!
    Weiter so! :)