Der Süden Islands

Heute ist es soweit, und wir werden den "Golden Circle" erreichen. Das Gebiet, von dem es heißt, dass man in kurzer Zeit alle Attraktionen Islands erfahren kann. Von großen Wasserfällen über geothermale Felder, heiße Quellen, Gletscher und Gysire... und natürlich - das Highlight in 2021, einen aktiven Vulkan. Zwar werden jetzt die ungestörten Momente in der Natur weniger werden, weil sich am "Golden Circle" ziemlich viele Menschen tummeln, aber das hält uns nicht davon ab, uns dort in Ruhe umzuschauen...

 

Mit dem Blick aus dem Fenster des Hotels Anna stellen wir aber erstmal fest, dass Freiluft-Aktivitäten derzeit nicht wirklich möglich sind. Es stürmt und schüttet wie aus Eimern, wie es in der Vorhersage entsprechend angekündigt wurde. Ins Auto zu gelagen, war da eine ziemlich feuchte Angelegenheit.

 

Da der Weg zum Ferienhaus, unserem vorletzten Domizil dieser Reise, nicht allzuweit ist, hatten wir überlegt, was wir außer Einkaufen in Selfoss noch machen könnten.

 

Ein Reisetipp war das Lava Center in Selfoss. Laut Internet-Recherche hat dieses Museum jeden Tag offen, und wir können da auf interaktive und moderne Art Einblicke in die Entstehung Islands bekommen und viel Wissenswertes rund um das Thema Vulkanismus erfahren.

 

Angekommen auf dem Parkplatz wundern wir uns noch, weil kaum jemand zu sehen ist. Aber ein anderes Pärchen hatte scheinbar die gleiche Idee für eine Schlechtwetter-Alternative und strebte zügig dem Eingang entgegen. Wir stellen das Auto ab und folgen den Beiden unauffällig...

Tja, aber leider waren und blieben die Türen geschlossen. Bis heute wissen wir nicht warum... Es gab leider keinen Hinweis...

 

Wir machen das Beste draus und gehen erstmal einkaufen, um uns für die letzten Tage noch mit Lebensmitteln einzudecken.

 

Wenn schon das Wetter nicht mitspielt, dann genießen wir halt den Komfort eines richtig tollen Ferienhauses.

 

Nachdem wir uns im Haus Óskarsteinn gemütlich eingerichtet haben, hat Peter direkt den Grill auf der überdachten Terrasse  angeschmissen, während Dorit drinnen in der Küche an den Beilagen zaubert.

 

Mhhh.... tolles isländisches Lamm. Das war sooo lecker!

 

Während wir es uns so richtig schmecken lassen, lässt auch der starke Regen nach, der uns heute den ganzen Tag begleitet hat, und tatsächlich entdecken wir auch einen Streifen blauen Himmels...

 

Kurz vor 20.00 Uhr beschließen wir dann, dass wir es wagen, und uns die erste berühmte Sehenswürdigkeit am "Golden Circle" anzusehen. Auf geht's zum Strokkur...

 

 

Bloß gut, dass es um diese Jahreszeit bis kurz vor Mitternacht hell ist...

Und einen großen Vorteil hatte die späte Stunde unseres Besuchs - Die Tagesgäste waren alle schon wieder weg! Außer uns war fast kein Mensch mehr vor Ort, so dass wir dieses Naturschauspiel ganz in Ruhe haben genießen können.

 

Kleiner Tipp: Wenn es eine Weile geregnet hat, sind die Wege im Geothermie-Feld dort ziemlich schlammig und rutschig. Ein zweites Paar Schuhe und ne Decke als Sitzunterlage im Auto sind dann eine gute Idee. :-)

 

Auf dem Weg zurück zum Ferienhaus klart das Wetter immer weiter auf und wir haben noch ein Hinweisschild auf einen Wasserfall ganz in der Nähe gesehen...

 

Und so biegen wir beim Faxi Foss ab.

 

Angekommen am Parkplatz finden wir das Kassenhäuschen unbesetzt vor.

Böse sind wir nicht, gönnen wir doch dem Kassierer seinen Feierabend und uns einen kostenlosen Blick auf diesen schönen Wasserfall, der zwar mit 7m Fallhöhe nicht riesig spektakulär ist, aber gerade im Abendlicht sehr stimmungsvoll wirkt.

 

Wer tagsüber hierher kommt, findet nebenan auch ein Café, wo man auf der Tour um den "Golden Circle" dann eine kurze Pause mit schöner Aussicht genießen kann.

 

Kurz nach 23.00 Uhr ist im Café aber keiner mehr da, und hungrig sind wir ja ohnehin nicht mehr. Wir fahren jetzt zurück ins Ferienhaus und bewundern den tollen Sonnenuntergang, der uns dabei noch geboten wird. Herrlich!

 

 

Der nächste Morgen begrüßt uns mit einem Sonne-Wolken-Mix, und es ist zwar windig, aber trocken...

 

Wir hoffen, dass das heute auch so bleibt, denn uns steht ein aufregendes Abenteuer im Þingvellir (Thingvellir) Nationalpark bevor, welches wir bereits im Voraus gebucht haben, und auf das wir uns schon meeegaaaa freuen!

 

Wir werden in der Silfra-Spalte im saubersten Wasser Islands zwischen den Kontinenten Europa und Nordamerika schnorcheln gehen...

 

Auf der 30miütigen Fahrt fragen wir uns, wie es wohl sein wird, das erste Mal einen Trockentauchanzug anzuhaben und ob der wirklich warmhält. Das Wasser in der Kontinentalspalte ist 4 Grad kalt... brrrr

 

Aber wir denken, gut vorbereitet zu sein. Die GoPro ist am Start und Peter lässt es sich auch nicht nehmen, seine Kompaktkamera mitzunehmen. Mal schauen, wie es dann mit den Handschuhen wird, und ob wir ein paar Schnappschüsse von diesem Schnorchelgang mitbringen können.

 

Auf dem Parkplatz angekommen, ist das Team von DIVE.IS schon vor Ort und hat den Dressing Room auf der Ladefläche eines LKW bereits eröffnet. Dort werden wir dann erstmal in einen wärmenden Fleeceanzug gesteckt und dann kommt die große Herausforderung... der Einstieg in den Trockenanzug... :-) Da ja an den Bündchen an Kopf und Gliedmaßen kein Wasser eindringen soll, wird das eine ziemlich enge Angelegenheit. Aber man gewöhnt sich schnell an das Engegefühl am Hals.

 

Jetzt noch schnell eine passende Haube, Handschuhe, Stiefel und Flossen raussuchen, und dann geht das Abenteuer auch schon los. Am Einstieg gibt es ein kurzes Briefing und bevor wir dann losschwimmen dürfen, gilt es, ein altes Ritual zu befolgen... Jeder nimmt einen kräftigen Schluck frisches Wasser! Wohl bekomm's!

 

Nach ca. 30 Minuten ist es dann leider schon wieder vorbei. Aber es war herrlich!

 

Nachdem wir uns wieder aus dem engen Tauchanzug gepellt haben, und das Abenteuer Schnorcheln zwischen den Kontinenten mit einem heißen und leckeren Kakao beendet haben, beschließen wir, uns an diesem historischen Ort noch ein wenig näher umzuschauen.

 

Dieser Platz ist dafür bekannt, dass hier 930 von ca. 30 kriegerischen Stämmen ein demokratisch gewähltes Parlament gebildet wurde. Hier wurde dann 1x im Jahr erfolgreich Streit geschlichtet, Recht gesprochen und Gesetze zum Wohler Aller erlassen.

 

Heute kann man hier noch alte Siedlungsreste besichtigen und auch landschaftlich hat diese Unesco-Weltkulturstätte einiges zu bieten...

 

Die Schauer nehmen leider wieder etwas zu und verleiden es uns, weiter im Nationalpark zu wandern. Wir beschließen daher, langsam zum Auto zurückzugehen und dann zum Ferienhaus zu fahren. Dort haben wir dann den Hotpot hochgeheizt und haben den Abend gaaanz entspannt bei einem Gläschen Wein in Selbigen verbracht... Herrlich!

 

Der nächste Morgen begrüßt uns wieder mit einem Sonne-Wolken-Mix und es sind gelegentliche Schauer angesagt.

 

Wir hatten für heute eine Wandertour entlang des Gletscherflusses Bruará geplant, und beschließen, dass wir uns für jegliches Wetter rüsten, und uns einfach auf den Weg machen.

 

Angekommen am Schotterparkplatz an der R37 lassen wir das Auto stehen, und machen uns auf die ca. 3,1 km lange Strecke vorbei am Hlauptungufoss und Midfoss zu unserem Ziel, dem Brúarfoss.

 

Zunächst macht man über einen Schotterweg entlang des türkisfarbenen Flusses gut Strecke. Nach einer Weile führt der Weg aber immer weiter weg vom Fluss und ein kleines Hinweisschild weist uns den Weg über einen Bach wieder zurück in Richutng des Flusses.

Diesem Weg folgen wir, und haben dann einen ziemlich schlammigen und schmalen und durchaus herausfordernden Weg vor uns. Ein wenig Vorsicht ist geboten, um nicht auszurutschen, zumal der Weg teilweise ziemlich nah am Steilufer des Flusses entlangführt.

 

Aber die Mühe lohnt sich! Wir haben auch wieder eine Zeit erwischt, wo nur wenige andere Menschen hier unterwegs sind. 2 junge Drohnenflieger sind am Hlauptungufoss geblieben und 2 andere Pärchen sind mit uns noch auf der Strecke unterwegs, jeder in seinem Tempo...

 

Nach gut einer Stunde haben wir den Brúarfoss dann auch erreicht. Die Besonderheit hier:

Der Fluss stürzt sich hier mit ziemlicher Wucht in eine ziemlich tiefe Spalte, die von außen gar nicht gesehen werden kann. Durch einige Unfälle, die sich durch Leichtsinnige auf der Suche nach dem perfekten Bild ereignet haben, weiß man jetzt auch, dass es hier unterirdische Höhlen gibt.

Auch wenn es verführerisch ist, und die großen Steine im Fluss dazu einladen, den Kaskaden entgegenzugehen... Einfach sein lassen! Es ist zu gefährlich!

 

Zurück am Auto hat es sich tatsächlich bewährt, eine "Matschhose" getragen und im Auto ein zweites Paar Schuhe zu haben. Die Füße waren nass und ziemlich schlammig... :-)

 

Den Nachmittag wollen wir dann ganz entspannt im ältesten Thermalbad Islands verbringen, der Secret Lagoon.

 

Den Tipp haben wir von einem Reisenden bekommen, den wir in Husavik auf dem Boot zur Wahlbebachtung getroffen haben.

 

Und da sich dieses Kleinod gar nicht weit weg von unserem Ferienhaus befindet, wollten wir das unbedingt auch mal ausprobieren.

 

Als wir ankommen, sind wir tatsächlich fast alleine in diesem großen Pool und genießen das knapp 40° warme Thermalwasser, welches hier aus einer natürlichen Quelle kommt, und immer im Fluss ist...

 

Das dieses Thermalbad aber gar nicht mal so "Secret" ist, erleben wir wenig später, als in 2 Bussen eine Horde Jugendlicher auf Freizeit anreisen. Bevor sie uns im Wasser Geellschaft leisten, bestaunen sie noch gebührend den Mini-Geysir, der hier aller paar Minuten heißes Wasser spuckt, und dann ist es erstmal mit der Ruhe vorbei.

 

Doch scheinbar was das Bad in der Lagune für die Jugendlichen nur ein Punkt auf der Tour entlang des "Golden Circle", denn nach knapp 1,5 Stunden war der Spuk auch schon wieder vorbei, und es zieht wieder herrliche Ruhe ein.

 

Wir lassen uns noch ein wenig treiben, und fahren dann total entspannt zurück ins Ferienhaus.

 

Nach soviel Entspannung schlafen wir richtig gut, und das auch richtig lange! :-)

Heute steht der Besuch eines der Highlights des Golden Circles auf dem Tagesplan - dem Gulfoss. Einer der schönsten und berühmtesten Wasserfälle Europas.

 

Da wir aber keine Lust auf Massenandrang haben, beschließen wir, erst am Abend loszuziehen, wenn die Tagestouristen wieder weg sind.

 

Die Zeit bis zum Abend nutzen wir, um den PCR-Test zu organisieren, den wir für den Rückflug brauchen, spielen das eine oder andere Spielchen und entspannen einfach im gemütlichen Ferienhaus.

 

Nach dem Abendessen machen wir uns auf den Weg.

Auf der Zufahrtsstraße gab es dann eine etwas größere Baustelle, wo der Verkehr auf einer Spur an den Arbeitern vorbeigeleitet wurde. Damit keines der Fahrzeuge zu schnell durch die Baustelle fährt, hat es hier zusätzlich zur Ampel noch ein Follow-Me- Fahrzeug... Ist auch ein lässiger Job, den ganzen Tag auf 2km immer hin und her zu schleichen... :-)

 

Kurz nach 20.00 Uhr sind wir dann am Parkplatz am Gulfoss angekommen und sind geschockt aufgrund der schieren Dimension des Park-Areals... Was muss hier bloß los sein, wenn der Parkplatz voll ist von Bussen und Autos???

 

Wir sind froh, dass wir diese Entscheidung getroffen haben, erst so spät zu kommen.

Und zur Belohnung dürfen wie in der Abendsonne erleben, warum der Gulfoss den Namen "Der Goldene" bekommen hat. Die tiefstehende Sonne lässt nämlich die Gischt in einem goldenen Licht schimmern. Und über dem Wasserfall steht bei Sonne immer ein Regenbogen.

 

So schön! Aber sehr selber!

 

Das Fotolicht ist gerade sooo genial!

Deshalb beschließen wir, den Sonnenuntergang am Kratersee Kerið zu verbringen.

 

Dieser Krater gehört zu einer ganzen Reihe von insgesamt  fünf Kratern des postglazialen Grímsnes-Vulkanfeldes und ist davon der Östlichste.

 

Auf seinem Kraterrand kann man bequem entlang laufen und einfach nur die Aussicht genießen. Bei diesem Licht einfach nur ein Traum.

 

Wir hatten gehofft, dass wir - ähnlich wie am Faxi Foss um die Eintrittsgebühren drumherum kommen, aber dafür waren wir leider 15 Minuten zu früh da... Aber nicht schlimm. Wir zahlen die umgerechnet 3 Euro Eintritt und laufen 1x um den Kraterrand herum.

 

Leider heißt es jetzt schon wieder putzen, Koffer packen und Abschied nehmen.

Heute geht es weiter nach Reykjavik, wo wir noch 2 Nächte im Hotel verbringen werden.

 

Unsere Tagesplanung sah eigentlich vor, dass wir uns heute auf eine Panoramatour auf der Halbinsel Reykjanes begeben wollten. Da wir für unseren Corona-Test allerdings einen Termin um 14.00 Uhr zugewiesen bekommen haben, war dieser Plan ziemlich schnell wieder über den Haufen geworfen.

 

Wir sind dann direkt zum Krankenhaus gefahren, wo wir unseren Test hinter uns gebracht haben, und haben uns dann auf die Suche nach dem Hotel gemacht. Selbiges war schnell gefunden...

Aber einen Parkplatz zu ergattern, das war eine größere Herausforderung.

 

Nach der 3. Runde "um den Pudding" ist dann tatsächlich in der Nähe des Hotels ein Parkplatz freigeworden, so dass wir unsere Taschen bequem ausladen konnten und nicht alles kilometerweit durch die Stadt schleppen mussten. Die Parkgebühren sind hier - wie in jeder europäischen Großstadt - ziemlich gesalzen... Aber hilft ja nix!

Wenigstens muss man hier nicht nach Münzgeld suchen, oder Geld tauschen, denn das Bezahlen der Parkgebühr funktioniert hier mit Kreditkarte.

 

Nachdem wir nun erstmal einen Platz hatten, haben wir in Ruhe im Hotel eingecheckt und haben überlegt, was wir denn heute noch so machen können.

Ein Blick in die Wetter-App lässt uns wissen, dass das leicht unbeständige Wetter heute morgen durch kräftigen Regen und Wind abgelöst werden soll.

 

Also beschließen wir, dass wir den Stadtbummel und die Panoramafahrt heute sausen lassen, und uns statt dessen ein frühes Abendessen organisieren und dann den Aufstieg zum Vulkan wagen wollen. Diesen Nervenkitzel wollten wir uns eigentlich bis ganz zum Schluss aufheben, aber bei schlechtem Wetter macht das keinen Sinn... Also los geht's!!!

 

Gar nicht so weit weg vom Hotel haben wir ein Thai-Restaurant gefunden, welches bereits offen hat, und haben dort mega gut gegessen.

 

Genau die richtige Grundlage für das anstrengende Abendprogramm, welches uns jetzt noch bevorsteht.

 

Um von Reykjavik zum Vulkan zu kommen, brauchen wir eine knappe Stunde über die  Straßen 41, 43 und 427.

 

Im Gegensatz zu den Anfängen des Ausbruchs, wo die Fahrzeuge entlang der Straße geparkt haben, gibt es jetzt entsprechend ausgebaute Parkplätze. Wir folgen der Beschilderung zu den Parkplätzen und kommen auf der rechten Straßenseite dann auch an einem entsprechend großen Schotterparkplatz an.

 

Trotz der späteren Stunde ist hier einiges los. Wann hat man denn schon mal die Chance, relativ sicher so nah dabei zu sein, wenn ein Vulkan heiße Lava spuckt? Wir parken unser Auto, packen unser Foto-Equipment und vor Allem unseren Wanderstöcke und ausreichend Wasser in den Rucksack! Wie wichtig eine gute Wanderausrüstung und vor allem die Stöcke noch werden, zeigt sich später noch!

 

Die ersten 600 Meter des Weges sind recht unspektakulär. Es geht über breit angelegte Schotterwege durch leicht hügeliges Gelände.

 

Aber das ändert sich schnell. Schon nach kurzer Zeit umrundet man den ersten Bergrücken, und dann geht der Weg steil nach oben und windet sich um den nächsten Bergrücken herum.

 

Das ist auch der Moment, wo wir das erste Mal Bekanntschaft mit einem ziemlich scharfen Wind machen, der uns Asche und Sand um die Ohren weht. Windschatten gibt es hier nicht mehr, und so ist man den Elementen schutzlos ausgeliefert.

 

Wir lassen uns aber nicht entmutigen und werden nach dem ersten richtig steilen Anstieg mit dem Ausblick auf das erste Lavafeld belohnt. Vom eigentlichen Vulkan ist an dieser Stelle nur hin und wieder ein Glühen hinter dem nächsten Berg zu sehen.

 

Als wir dieses Lavafeld passiert haben, ist dann auch der breit gebahnte Weg zuende.

Ab hier gibt es nur noch Trampelpfade, die von Sicherheitskräften mit Wegmarkierungen versehen worden sind. Das ist auch nötig, denn plötzlich auftretender Regen, Nebel oder eben auch Sturm kann dazu führen, dass man den Tritt und die Orientierung verliert.

 

Und hier kommen erstmals die Wanderstöcke zum Einsatz, denn der Wind ist hier ziemlich stark und versucht irgendwie alles, um uns vom Weiterkommen abzuhalten. Dagegen anzukämpfen ist ziemlich anstrengend, und auch nicht ganz ungefährlich. Wie sehen etliche Menschen straucheln und machen diese Erfahrung auch selber...

 

Aber wir sind nicht hier um aufzugeben... Fluchen ja, aber aufgeben kommt nicht in die Tüte!

 

Weiter geht es steil bergauf im Geröllfeld. Immer darauf bedacht, einen Schritt vor den nächsten zu setzen und bloß nicht umzuknicken. Und endlich ist es geschafft...

 

Da isser... der Fagradasfjall.

Total ausgepowert beschließt Dorit, sich an diesem Platz hinter einem Felsen in den Windschatten zu hocken, und von hier aus das Spektakel zu genießen, welches sich hier im Schnitt alle 20 Minuten bietet, wenn die Lava in die Luft geschleudert wird.

 

Peter hat entdeckt, dass es die Möglichkeit gibt, noch knapp einen Kilometer weiter über einen Trampelpfad durch ein Lavafeld auf den nächsten Hügel zu kommen, und möchte natürlich so nah wie möglich ran. Also stapft er tapfer weiter durch den Wind und sammelt von der erkalteten frischen Lava auch direkt ein paar Brocken für unsere Sammlung mit ein. :-)

 

Absolut geflashed und beeindruckt beobachten wir gut 1,5 Stunden einfach nur das Wirken der elementaren Kräfte.

 

Man kommt sich so klein und unbedeutend vor. Und die Probleme, die man mit sich den Berg raufgeschleppt hat, sind plötzlich irgendwie gar nicht mehr so wichtig...

Fast schon eine spirituelle Erfahrung.

 

Irgendwann müssen wir uns dann aber doch losreißen und trotzen wieder dem heulenden Wind auf dem Weg nach unten.

 

Wir sind überrascht, als uns plötzlich eine Gruppe Mountainbiker überholt, die doch tatsächlich mit dem Fahrrad den Aufstieg gewagt haben, und trotz üblem Wind den Berg runterdonnern... Verrückte Bande!

 

Froh, wieder heil unten angekommen zu sein, fahren wir dann auf der R42 zurück nach Reykjavik. Das wäre auch unsere gewählte Panoramaroute für heute gewesen, denn es gibt hier tolle Aussichtspunkte, aber es wird dunstig und dunkel, so dass wir davon leider nicht mehr viel sehen.

 

Müde und immernoch total begeistert fallen wir dann ins Bett und geben der Panoramaroute morgen noch eine Chance. :-)

 

Nach einem sehr guten Frühstück starten wir wieder in Richtung Vulkangebiet. Wir folgen der Küstenstraße 472, um dann wieder auf die R42 zu kommen.

 

Leider hatte die Wetter-App recht, und vom erhofften Sonnenschein, bei dem man hier spektakuläre Ausblicken haben soll, ist weit und breit nichts zu sehen.

 

Wir lassen uns nicht entmutigen, und halten trotzdem am ca. 8km² großen Kleifarvatn an.

So richtig Lust zum Wandern haben wir aber nicht, und so fahren wir an seinem Ufer entlang und bekommen noch den einen oder anderen tollen Ausblick, bevor wir den Hinweisschildern auf ein Geothermie-Gebiet folgen, wo wir dann den nächsten Stop machen.

 

Wir folgen weiter der Küstenstraße Richtung Grindavik und dort wartet direkt an der Küste ein weiteres Highlight der Halbinsel Reykjanes auf uns... Der Troll-Pool Brim Ketill.

 

Eigentlich ein Ort der Entspannung und Ruhe, soll in diesem natürlich geformten Brandungspool einst eine Trollfrau namens Oddný hier gebadet und ihre Wäsche gemacht hat.

 

Aber so entspannend kam un dieser Ort gar nicht vor. Der Atlantik warf meterhohe Wellen an die Küste, und der Pool wurde immer wieder überspült.

 

Wie unberechenbar die See ist, durfte ein Besucher, der zeitgleich mit uns da war, am eigenen Leib erfahren. Neben den markierten Wegen zu klettern, kann nicht nur nass machen, wie in seinem Fall, sondern wenn es ganz dumm kommt, auch äußerst gefährlich sein. Vor allem bei diesem Wetter...

 

Aber egal ob entspannend oder aufregend... Beeindruckend ist es hier auf jeden Fall!

Letzter Stop auf unserer Rundfahrt auf der Halbinsel Reykjanes war Gunnuhver Hot Springs, ein weiteres kleines Geothermalgebeit.

 

Den Namen bekam dieses Hochtemperaturgebiet von einem ziemlich üblen und lästigen Geist - Gunna.

Sie war eine ziemlich streitlustige und rachsüchtige Dame, die auch nach ihrem Tod weiter ihr Unwesen trieb, indem sie sich einfach weigerte, tot zu bleiben.

 

So starben nicht nur all jene, mit denen sie zu Lebzeiten Streit hatte eines gewaltsamen Todes, nein, sie trieb auch Anwohner und Reisende in den Wahnsinn. Der Sage nach fanden zwei clevere Bauern mit Hilfe eines Priesters schlussendlich ein Ende in dieser heißen Quelle.

Aber ihr Zorn bricht noch immer regelmäßig aus... Weithin sichtbar durch eine Wasserdampfsäule, die aller paar Minuten ausbricht und ziemlich geruchsintensiv. Der Schwefelgestank liegt über dem ganzen Areal. Tja, das Böse schläft halt nie... :-)

 

Eine geologische Besonderheit dieses Ortes ist die Tatsache, dass das Grundwasser hier ausschließlich Salzwasser ist. Bei Sonnenschein sind die leuchtend bunten Mineralien ein besonders beeindruckender Blickfang. Aber vorsicht, es ist nicht ratsam, die gebahnten Wege zu verlassen, denn 300° Celsius Bodentemperatur und lebhaft kochender Mineralschlamm sind der Gesundheit nicht sehr zuträglich.

 

Da das Wetter immer schlechter wird, beschließen wir, wieder zurück in die City zu fahren.

Unterwegs halten wir noch eben am Supermarkt an, um uns zum Einen einen kleinen "Mittags-Snack" zu besorgen, aber hauptsächlich um eine Portion Gammelhai für die Neugierigen zuhause zu besorgen. Der wird dann zuhause gleich eingefroren und wartet auf jeden, der mutig genug ist, ihn zu probieren. :-)

 

Zurück im Hotel warten wir auf die nächste Regenpause, weil wir ja eigentlich auch noch etwas von Reykjavik selber sehen wollten. Und tatsächlich, gegen Abend lässt der Regen nach, und wir ziehen nochmal los...

 

Noch ein kleines Souvenir im HardRock Café besorgen, dann ein letztes leckeres Abendessen in der Stadt und dann ist es Zeit, unsere Koffer zu packen. Unser Island-Abenteuer ist nun leider zuende.

Morgen früh steht nur noch die Fahrt zum Flughafen an, das Wäschepaket und den Leihwagen zurückbringen und dann wartet schon der Flieger in die Heimat auf uns.

 

5.500 Kilometer Strecke haben wir erkundet... Es war traumhaft schön!

 

Und es gibt noch so unendlich viel, was es zu entdecken gilt. Wir müssen unbedingt nochmal zurückkommen, um die Nordlichter zu sehen... Zum Glück ist Island nur 3,5 Flugstunden entfernt. Da findet sich sicher spontan eine Gelegenheit für eine Auszeit ihm hohen Norden!

 

 


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